Narrenwinter by Komarek Alfred

Narrenwinter by Komarek Alfred

Autor:Komarek, Alfred [Komarek, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-26T00:00:00+00:00


Zitternd kroch sie unter die Bettdecke. „Lass bitte das Licht am Klo an, Daniel, ich meine, zum Hinfinden, wenn’s eilig werden sollte in der Nacht.“

„Sehr vernünftig, ist schon erledigt. Darf ich jetzt zu dir?“

„Nicht zu nahe bitte.“

Sie lagen noch lange bis nach Mitternacht wach. Daniel Käfer war dankbar dafür, denn er spürte eine zärtliche Nähe, wie er sie bislang nicht gekannt hatte.

Er war in einen leichten Dämmerschlaf gesunken, als ihn ein lautes Poltern aufweckte. „Sabine! Ist was mit dir? Alles in Ordnung?“

„Ja, so irgendwie. Aber dieses Geräusch …, es ist von unten gekommen, glaub ich.“

„Bleib du nur liegen. Ich bin bald wieder da.“

„Daniel …“

„Ja?“

„Du hast nichts an!“

Käfer warf rasch den Bademantel über. Vor dem Zimmer war es dunkel. Er machte Licht, stieg die Treppe hinunter und lauschte. Jetzt war ein schrilles Kichern zu hören, Maria Schlömmer möglicherweise … Käfer wollte kehrt machen, um nicht Zeuge häuslichen Ehelebens zu werden, als er die Stimme von Mertens vernahm. „Wirst du wohl stillhalten, du Biest!“

Sollte dieser Unglücksmensch tatsächlich mit Gewalt … Jetzt erst bemerkte Käfer den Lichtschein, der aus der halb offenen Schlafzimmertür kam. Er trat eilig näher und wagte einen vorsichtigen Blick. Sofort erkannte er, dass Diskretion fehl am Platze war. Dennoch bot sich ihm trotz vollständiger Bekleidung der beiden Akteure ein mehr als befremdliches Bild. Maria Schlömmer lag rücklings auf dem Ehebett. Auf ihr lastete die wuchtige Gestalt von Henning Mertens, der mit einiger Kraftanstrengung versuchte, das rechte Bein der jungen Bäuerin bis über deren Kopf zu heben. Käfer räusperte sich. „Also bitte, der Herr!“

Mertens schaute zur Tür und ließ das Bein los. „Also runter vom Mädel, die Pause wird mir gut tun.“

Maria Schlömmer richtete sich auf. „Jetzt fehlt nur noch der Hubert. Dann wär’s lustig.“

Käfer setzte sich auf einen rosa gepolsterten Hocker. „Es geht mich ja nichts an, aber gibt es“ – er machte eine umfassende Handbewegung – „irgendeine Erklärung dafür?“

Mertens grinste und zeigte auf eine fast geleerte Schnapsflasche. „Fett wie die Igel, Maria und ich. Aber das ändert nichts an der Ehrenhaftigkeit unseres Bemühens.“

„So? Nicht? Und der Polterer vorhin?“

„Eine etwas zu ambitionierte Übung, und dann noch gewisse Gleichgewichtsstörungen.“

Maria Schlömmer hatte den Rest Schnaps in ihr Glas gegossen und trank. „Es ist so. Der Henning hat mir ein paar Sachen zeigen wollen, damit es noch gaudiger wird mit dem Hubert. Kama … wie war das gleich?“

„Kamasutra, Maria, zweitausend Jahre alte indische Liebeskunst, heute aktueller denn je. Was bleibt uns Alten denn, mein lieber Daniel Käfer, als den Jüngeren Wissen und Erfahrung weiterzugeben? Ich bin selbstredend mit aller nötigen Sorgfalt vorgegangen. Dabei war es – nun ja, biologisch eben – nicht so sehr von Bedeutung, ob ich als Hase, Stier oder Hengst gelten durfte. Ich konnte es Maria allerdings nicht ersparen, mir zu sagen, wie Hubert einzustufen sei, und natürlich sie selbst. Sie wissen ja: Gazelle, Stute, Elefantenkuh.“

„Und?“ Käfer gab seinem Gesicht den Ausdruck wissenschaftlichen Interesses.

„Das geht Sie einen feuchten Kehricht an, mein Lieber. Vielleicht aber interessiert Sie der von ihnen erwähnte Zwischenfall …, wir hätten uns lieber doch nicht an Sutra 36 wagen sollen.



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